Freundeskreis der Fahrplansammler

 

Tauschtreffen in Schwechat bei Wien

 

29. September 2012

 


 

 

Nach 2005 war Wien in diesem Jahr zum zweiten Mal Schauplatz des jährlichen Zusammentreffens der Fahrplansammler.

 

 

Zunächst war die Anreise zu bewältigen, die erfahrungsgemäß immer eine gewisse Herausforderung darstellt. So wählten einige Teilnehmer aus Nordrhein-Westfalen den Nachtzug für ihre Hinfahrt und strandeten aufgrund eines entgleisten Zuges unverhofft wenige Kilometer vor dem eigentlichen Ziel in Wien-Hütteldorf. Die Hamburger Delegation setzte dagegen auf den von Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn geführten Marktbegleiter aus dem Luftfahrtsektor. Anders als der Nachtzug strandete das Fluggerät zum Glück nicht wenige Kilometer vor dem Ziel, konnte die Fahrgäste aber auch nur mit Verspätung ans Ziel bringen.

    

 

 

 

 

 

 

Die Fahrplanfreunde, die bereits am Vorabend des Tauschtreffens in Wien eingetroffen waren, kamen zu einem ersten gemeinsamen Abendessen mit Gedankenaustausch beim "Kirchenwirt" zusammen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als Ausrichtungsort für das Tauschtreffen stand das Eisenbahnmuseum in Schwechat bei Wien zur Verfügung. Das Museum liegt direkt am Bahnhof Schwechat (früher: Groß Schwechat, Foto oben) an der Eisenbahnstrecke zwischen dem gleichnamigen Wiener Flughafen und der Innenstadt. Schilder weisen den kurzen Weg von der S-Bahn-Station Schwechat zum Museum (Foto rechts). 

 

 

Gegen 10:00 Uhr hatten sich die Eisenbahnfreunde im Museum eingefunden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Trotz der weiten Anreise vieler Teilnehmer lagen wieder beachtliche Mengen an Fahrplanfaltblättern bereit. Der Schwerpunkt lag auf der Vervollständigung der Sammlung mit Exemplaren aus der laufenden Fahrplanperiode (1. und 2. Halbjahr 2012).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

38 Jahre liegen zwischen diesen beiden Faltblatt-Exemplaren. 1974 hießen die Faltblätter noch "Ihr Zug-Begleiter", kamen in schwarz-weiß daher und waren in Zügen zu finden, die quer durch Europa unterwegs waren (Abbildung links). Eine Strecke von Rom nach Kopenhagen würden heute wohl nur noch "Fahrplansammler" im Zug zurücklegen. Heute heißen die Faltblätter "Ihr Reiseplan" und sind farbig. Die Routen der Züge sind nicht mehr so extravagant wie früher, aber ein paar ungewöhnliche Zugläufe lassen sich auch heute noch finden, wie z.B. das Faltblatt vom IC 2426/28 "UrlaubsExpress Mecklenburg-Vorpommern" (Abbildung rechts) von Köln nach Seebad Heringsdorf mit Kurswagen nach Binz zeigt.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf der Suche nach fehlenden Exemplaren ...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aufgrund der Fülle der existierenden Exemplare kann sich dieser Bericht sicherlich nur einem kleinen Ausschnitt aus dem Gesamtangebot der Fahrplanfaltblätter widmen.

Der Tagungsort Wien soll als Anlaß dienen, die Faltblätter der Züge zwischen Deutschland und Österreich ins Blickfeld zu rücken. Da wäre zunächst der EC 172/3 "Vindobona" zu nennen, ein Zug mit langer Tradition, der im aktuellen Fahrplan von Hamburg über Berlin, Dresden, Prag, Břeclav, Wien und Klagenfurt nach Villach u.z. verkehrt. Das Fahrplanfaltblatt für den EC 173 in Richtung Süden stellt die DB (Abbildung links), in Gegenrichtung wird es für den EC 172 von der ÖBB aufgelegt (Abbildung rechts). Der "Reiseplan" heißt in Österreich "Reisebegleiter". Die Wagengarnitur für den EC172/3 wird komplett von der ÖBB gestellt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein weiterer Zug, der sich mit einer ÖBB-Wagengarnitur bis in nördliche Gefilde Deutschlands verirrt, ist der namenlose IC 118 von Salzburg über Bludenz, Lindau, Ulm, Stuttgart, Mannheim, Köln und Gelsenkirchen nach Münster / Westf. Die Abbildung links zeigt das Faltblatt der ÖBB für diesen Zug. Der Reiseplan für den Gegenzug wird von der DB herausgegeben. Auf dem Foto oben hat die 101 006-5 den IC 118 am Abend des 17.06.2012 soeben bis an seinen Zielort Münster gebracht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es lohnte sich, für einen Augenblick auch mal die Fahrplanfaltblätter außer Acht und den Blick durch das Museum schweifen zu lassen. So verfügt das Eisenbahnmuseum Schwechat z.B. über eine betriebsfähige Feldbahn, die zum Mitfahren einlädt und mit der das Museumsgelände abgefahren werden kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In den Museumshallen und auf dem Freigelände findet man zahlreiche Exponate überwiegend aus dem Bereich der Kleinlokomotiven wie Köfs oder Feldbahnen in Schmalspurausführung. Der Zustand der Fahrzeuge ist sehr unterschiedlich. Einige Maschinen befinden sich in restauriertem Zustand, viele haben diesen Schritt aber auch noch vor sich.

 

 

 

 

 

 

Zurück zu den Tauschobjekten:

 

Deutschland und Österreich sind die beiden Schwergewichte bei der Herausgabe von Fahrplanfaltblättern. Wer einmal einen Koffer voll mit Fahrplänen zum Tauschtreffen hin oder wieder mit zurück genommen hat, weiß, daß diese Aussage wörtlich zu nehmen ist.

 

Aber auch einige osteuropäische Bahnverwaltungen geben Faltblätter in kleinerem Umfang heraus.

 

Die Abbildung links zeigt ein Exemplar der Slowakischen Eisenbahn ZSSK, das die Züge Ex 278/9 und EC 378/177 beinhaltet. Der EC 177 fährt nach Wien Praterstern, der EC 378 kommt von dort. Ex 278/9 ist dabei eine Kurswagenverbindung zum EC 378/177 von / nach Bratislava, umgestellt werden die Wagen in beiden Richtungen in Břeclav. Kurswagenverbindungen im EC-Verkehr stellen eine selten vorzufindende betriebliche Besonderheit dar. In diesem Fall wird sie nicht mehr lange Bestand haben, denn zum Fahrplanwechsel 2012/13 soll das EC-Zugpaar 378/177 anstelle von Wien direkt Bratislava ansteuern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Ereignis mit weitreichen Auswirkungen auf den Bahnverkehr sollte im laufenden Fahrplanjahr die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg werden. Inzwischen weiß man, daß auch eine Nicht-Eröffnung weitreichende Auswirkungen auf den Bahnverkehr haben kann:

 

 

Aufgrund der kurzfristigen Absage nur drei Wochen vor der geplanten Flughafeneröffnung am 3. Juni 2012 konnten die gedruckten Fahrplanmedien nicht mehr rechtzeitig an die neue Situation angepaßt werden. In den Reiseplänen der DB fanden sich daher in der Mai-Ausgabe, die noch bis zum kleinen Fahrplanwechsel am 9. Juni gültig war, Anschlußverbindungen zum nicht existierenden Flughafen Berlin-Brandenburg. Die Abbildung oben zeigt die Anschlußverbindungen für Berlin Hbf aus dem Reiseplan des EC 173.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch noch in der Juni-Ausgabe nach dem kleinen Fahrplanwechsel wurde der neue Flughafen Berlin-Brandenburg als Anschluß ausgewiesen. Inzwischen hatte die DB aber spezielle Flyer produziert (Abbildung oben links), die auf die Verschiebung der Flughafeneröffnung hinwiesen und den Reiseplänen der DB beilagen. Es wurden auch Reisepläne mit diesen Flyern bestückt, die in ganz anderen Gegenden Deutschlands unterwegs waren und überhaupt keinen Anschluß zum neuen Flughafen Berlin-Brandenburg vorweisen konnten. Das Foto oben rechts zeigt den EC 173 "Vindobona" am Tag der geplanten Flughafeneröffnung im Tiefgeschoß des Berliner Hauptbahnhofs. Die 101 099-0 hat die österreichische Wagengarnitur seit Hamburg-Altona am Haken und wird diese noch bis nach Dresden Hbf bringen.   

 

 

 

 

 

 

 

Als Hintergrund für das obligatorische Gruppenfoto diente in diesem Jahr die 91.107, gebaut im Jahr 1908 von Krauss & Komp. in Linz für die NÖ Landesbahnen zum Einsatz auf der Strecke Freiland - Türnitz.

 

 

Gegen 16:00 Uhr näherte sich das eigentliche Tauschtreffen im Museum dem Ende. Nach einem kurzen Abstecher in die Unterkünfte wurde das Programm am Abend fortgesetzt.

 

 

 

Nächster Programmpunkt war der Besuch des Bahnoramas:

 

 

Hinter dem Bahnorama verbirgt sich eine Ausstellung zur Planung und zum Bau des neuen Wiener Hauptbahnhofs, der auf dem Gelände des ehemaligen Wiener Südbahnhofs entsteht. Inmitten der Baustelle befindet sich auch die Bahnorama-Ausstellung.

 

 

 

 

Der ehemalige Wiener Südbahnhof bestand eigentlich aus zwei Teilen, dem eigentlichen Bahnhof Süd und dem Ostteil Wien Südbahnhof (Ost). Bei beiden Teilen handelte es sich um Kopfbahnhöfe, die senkrecht aufeinander zuliefen und somit keine direkte Gleisverbindung untereinander besaßen. Durch Anordnung der Gleise in etwa 45° zu den bisherigen Kopfbahnhöfen wird es zukünftig möglich sein, die beiden ehemals getrennten Gleisstränge zu vereinigen und den neuen Wiener Hauptbahnhof als Durchgangsbahnhof zu konzipieren. Somit können Züge aus allen Richtungen wesentlich einfacher und schneller als bisher die Bundeshauptstadt durchqueren. Auf dem Fußboden der Ausstellungsräume befinden sich Fotos aus der Vogelperspektive, die den Besuchern das revolutionäre Verkehrskonzept näher bringen sollen. Das Foto oben zeigt den Fußboden-Bereich um den neuen Wiener Hauptbahnhof (gelb eingezeichnet). Die Flächen des ehemaligen Südbahnhofs sind rosa markiert.

 

Das gesamte Bauprojekt erstreckt sich über eine Fläche von 109 Hektar. Es ist derzeit die bedeutendste Infrastrukturmaßname Wiens. Neben den eigentlichen Gleisanlagen mit fünf Bahnsteigen wird auf einer Fläche von 20.000 m² ein Einkaufszentrum mit 100 Geschäften und diversen gastronomischen Betrieben geschaffen. Unter den Gleisen entstehen eine Garage für über 600 Autos und drei Abstellanlagen für Fahrräder mit insgesamt 1.100 Stellplätzen. Ein visuelles Highlight des neuen Bahnhofs soll nach Aussage der Architekten das gefaltete, rautenförmige Dach mit einer Fläche von etwa 25.000 m² sein. Die erste Teilinbetriebnahme wird bereits im Dezember 2012 erfolgen.

 

Da der neue Durchgangsbahnhof weit weniger Platz als die beiden Kopfbahnhöfe benötigt, steht neue Nutzungsfläche zur Verfügung. So entsteht z.B. im Süden des Areals ein 35 Hektar großes Wohngebiet mit 5.000 Wohnungen für 13.000 Menschen. Im Zentrum dieses neuen Wohnviertels wird ein acht Hektar großer Park angelegt. In anderen Bereichen rund um den Bahnhof entstehen Büros, Hotels und Dienstleistungseinrichtungen.

 

 

 

 

 

Im Bahnorama kann man sich nicht nur über die Entstehung des neuen Wiener Hauptbahnhofs informieren, sondern auch über die Eisenbahngeschichte Österreichs im Allgemeinen. Ein Bereich wird auch dem neuen Premiumprodukt der ÖBB gewidmet, dem "Railjet". In der Sitzgarnitur dieser neuen Zuggattung kann man sich kurz vom Ausstellungsstreß erholen.

 

 

 

 

 

 

 

 

In unmittelbarer Nähe zum Bahnorama liegt das Restaurant "Der Ringsmuth", in dem die Fahrplansammler an diesem Abend erwartet wurden.

 

 

Anläßlich des Tauschtreffens gab es sogar eine eigene Speisekarte.

 

 

 

 

 

Gemeinsames Abendessen im Restaurant "Der Ringsmuth". Hier klang der diesjährige Fahrplantauschtag am späteren Abend allmählich aus.

 

 

Einige Teilnehmer nutzen das Treffen in Wien, um noch ein paar weitere Sightseeing-Tage anzuhängen, für die Mehrzahl der Fahrplansammler erfolgte aber am nächsten Tag die individuelle Rückreise. Hierzu soll abschließend noch einmal der "Vindobona" ins Blickfeld gerückt werden. Der Zug, der die lateinische Bezeichnung für die Stadt Wien als Namen trägt, wurde von mehreren Teilnehmern für die Hin- oder auch die Rückfahrt benutzt.

 

 

 

Am Morgen nach dem Tauschtreffen durchfährt der EC 172 "Vindobona" das östliche Bahnhofsvorfeld von Wien Meidling (Foto: Wolfgang Stock). Der Zug kommt bereits aus Villach, hat bis Hamburg-Altona aber noch den größten Teil der Reise vor sich.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die 1216 236-0 der ÖBB hat am 30. September 2012 mit dem "Vindobona" die tschechische Stadt Břeclav erreicht.

 

 

Die Lok wird den Zug noch bis Prag bringen, dort übernimmt dann planmäßig eine CD-Lok der Baureihe 371.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Dresden Hbf erfolgt erneut ein Lokwechsel. Die 371 002-7 der CD macht Platz für die 101 049-5 der Deutschen Bahn, die bis Hamburg vor dem Zug bleibt.

Die Baureihe 371 der CD harmoniert nicht besonders gut mit dem im Wagenpark des "Vindobona" eingereihten Speisewagen der ÖBB. Nach Auskunft des Servicepersonals im Speisewagen fällt auf dem Streckenabschnitt von Prag nach Dresden regelmäßig der Strom aus, so daß der Herd kalt bleibt. Der in hungriger Erwartung in den Speisewagen einkehrende Fahrgast hat dann nur noch die Wahl zwischen kaltem Kaffee oder warmer Cola. So stellte sich die Situation auch am 30. September 2012 dar. Selbst die in der Speisekarte angepriesene Sacher-Torte konnte nicht serviert werden, da sich diese noch in einem tiefgefroreren Zustand befand und auch die Mikrowelle ohne Strom nicht die notwendige Wirkung entfachte.   

 

 

 

 

 

Der diesjährige Bericht schließt mit einem Reservierungszettel aus dem

EC 172 "Vindobona".

Für die Strecke von Wien Meidling nach Hamburg-Bergedorf (1.031 Kilometer) durch drei europäische Länder benötigt der Zug eine Fahrzeit von 11 Stunden und 47 Minuten.

 

 

 

 

Die Organisation des Tauschtreffens und des Rahmenprogramms lag in diesem Jahr in den Händen von Herbert. Im Namen aller Teilnehmer sei ihm dafür herzlich gedankt.

 

 

Dem Eisenbahnmuseum in Schwechat danken wir für den freundlichen Empfang und die Überlassung der Räumlichkeiten für unser Tauschtreffen.

 

Homepage:

Eisenbahnmuseum Schwechat

 

 

Text und namentlich nicht gekennzeichnete Fotos: Alexander David

 

 


© 2012   Alexander David

    Letzte Aktualisierung: 10.11.2012